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Fernweh – Mit Philipp in den Island-Urlaub

Gibt es in Island wirklich vier Jahreszeiten auf einmal und was ziehe ich am besten an? Was muss ich bei einer selbstorganisierten Trekkingtour beachten?

Philipp war zehn Tage in Island unterwegs und hat uns im Interview geduldig all unsere Fragen beantwortet.

Hallo Philipp, du hast deinen Sommerurlaub im Land aus Eis und Feuer verbracht. Was hat dich besonders an Island gereizt?

Island stand schon lange auf meiner Traumziel-Liste, vor allem seit ich im Rahmen meines Studiums in Grönland war. Und wie überall im hohen Norden, der Polartag, die unglaubliche Weite und Ursprünglichkeit der Natur. Und eine anspruchsvollere Trekkingtour stand auch mal wieder zur Debatte.

Zu welcher Jahreszeit reist man am besten nach Island? Wann seid ihr da gewesen?

Gerade für den Norden Islands bietet sich der Sommer an, da es während des Polartages fast durchgehend hell ist. Während der Polarnacht kann es da bitterkalt werden und für mehr als 2-3 Stunden Tageslicht reicht es nicht. Andererseits hat man im Winter natürlich die Chance auf Polarlichter… Wir waren zu Beginn des Nordsommers direkt nach der Sommersonnenwende unterwegs.

Du hast dich für einen Mix aus Adventure und Sightseeing entschieden. Magst du uns mal von deinem Reiseablauf erzählen?

Wir hatten 10 Tage Zeit und während einer Trekkingtour sieht man abgesehen von der aufwendigen Logistik für so eine lange Tour nur einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt des Landes. Und nach Island kommt  man eher nicht nebenbei mal wieder. Daher haben wir uns für halb-halb entschieden mit vier Tagen Trekking in Hornstrandir/Westfjorde im äußersten Zipfel Islands und vier Tage Rückreise mit dem (geländegängigen) Auto durch das genauso beeindruckende Landesinnere. Auf dem Rückweg haben wir dann natürlich auch an verschiedenen bekannten Sehenswürdigkeiten an der Ringstraße wie dem Großen Geysir, den Gulfoss-Wasserfällen und dem Thingvellir Nationalpark haltgemacht.

Wie siehts mit der Verpflegung aus, wenn man ein paar Tage auf Trekkingtour ist? Was sollte man da besonders beachten?

Zum einen stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit von Trinkwasser, da man den gesamten Vorrat für mehrere Tage inklusive Kochen zu Fuß schlicht nicht tragen kann. Das ist in dieser Region durch die überall vorhandenen, sehr sauberen kleinen Bäche und Flüsse überhaupt kein Problem. Zum anderen darf die Verpflegung nicht zu viel wiegen, muss nahrhaft und ausgewogen sein wegen der körperlichen Anstrengung und evtl. Kälte. Diese Problematik hat sich aber sehr abwechslungsreich und lecker mit gefriergetrockneten Trekkingmahlzeiten (aus dem Outdoorfachhandel), Müsli, Studentenfutter, Milchpulver und Pulverkaffee lösen lassen. Dieses pulverisierte Essen ist sehr leicht und muss nur mit kochendem Wasser übergossen werden, was sich im Gegensatz zu „richtigem“ Kochen sehr positiv beim Brennstoffverbrauch des Kochers bemerkbar macht, außerdem braucht man dann nicht mehr als einen Topf.

Vor allem bei Kälte und schlechtem Wetter ist eine ausreichende Kalorienzufuhr wichtig, um nicht zu schnell zu frieren. Als kleines Tageshighlight und Motivator sind Schoko- oder Energieriegel, Schokolade, etc. total wichtig, mindestens einer pro Tag und Person 😊. Ein Problem sind frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse, die konnten wir zwar vor Ort kaufen, genauso wie abgepacktes Brot, Käse, Hartwurst (also alles was gut haltbar ist) für die Mittagspausen. Aber vom Gewicht her kommt man da schnell an Grenzen, ein Apfel und/oder eine Karotte am Tag sind aber eine wertvolle Abwechslung.

Und wie siehts mit dem Gepäck aus? Wie schwer darf das sein? Ihr seid ja bestimmt jeden Tag mehrere Stunden unterwegs gewesen.

Das ist natürlich die große Herausforderung. Einerseits muss ich meinen gesamten Haushalt mittragen, andererseits sollte das Rucksackgewicht 20kg nicht wesentlich überschreiten (eine Faustregel besagt, maximal ein Drittel des eigenen Körpergewichts zu tragen), um sich nicht zu überfordern und die mehrstündigen Tagesetappen durchzuhalten. Nach einem Tag hat man sich aber gut an das Gewicht gewöhnt (sofern man den passenden, richtig eingestellten Rucksack hat). Meiner Meinung nach liegt das große Geheimnis darin, sich vorher auf Testtouren an das Schleppen zu gewöhnen und vor allem vor Ort ganz bewusst ein langsames Tempo zu wählen, das man über längere Zeit gut durchhalten kann. Und spätestens nach der ersten Trekkingtour sollte man gelernt haben, mit wie wenig man unterwegs auskommt und trotzdem zufrieden ist.

 

Das Wetter in Island ist ja sehr wechselhaft und sogar im Sommer kann Schnee fallen. Was nimmt man da für Kleidung mit? Hast du einen ultimativen Tipp für uns?

Man muss tatsächlich auch auf extrem schlechtes Wetter mit Sturm, Regen, Schnee und Kälte gefasst sein. Von daher ist absolut verlässliche, wind- und wasserdichte Hardshell-Bekleidung mit leichten, aber gut isolierende Zwischenschichten und auch lange Unterwäsche, Mütze, Handschuhe absolut entscheidend. Auch bei beim Schuhwerk darf man keine Kompromisse eingehen, besonders mit schwerem Rucksack sind stabile wasserdichte Berg- oder Trekkingstiefel ein absolutes Muss. Als Tipp? Fällt mir spontan ein paar leichte schnelltrocknende Laufschuhe aus Synthetikmaterial ein, die abends vor dem Zelt und vor allem bei den zahlreichen Flussquerungen unentbehrlich sind. Sowas vergisst man aber sehr gerne… Abgesehen davon müssen für mich unbedingt Kleidungsstücke mit Merino, leichter Fleece und Isolierendes mit Primaloft dabei sein 😊

Wenn du dich bei uns im Fabrikverkauf für diesen Urlaub neu ausstatten müsstest. Was muss unbedingt mit dabei sein?

Auf jeden Fall eine gute Hardshelljacke wie z.B. die Shuksan 3L, lange Unterwäsche mit Merino – auch T-Shirts -, dann was leichtes wie z.B. der Livigno Halfzip, und ohne Primaloft-Weste und -Jacke wie Sesvenna oder Bormio geht schon mal gar nichts

Island ist ja sehr teuer. Wie kann man dort trotzdem einigermaßen günstig Urlaub machen? Geht das überhaupt?

Das geht sogar sehr gut. Das wichtigste ist, nicht gerade während der Hauptsaison zu reisen, davor und danach ist deutlich günstiger, z.B. unsere Ferienwohnung in Reykjavík für die erste Nacht. Campingplätze (Zelt haben wir ja eh dabei) sind überraschend günstig (ca. 10 € pro Person und Zelt pro Nacht). Außerdem gibt es manchmal überraschende Gelegenheiten, in Isafjördur waren gerade Sommerferien, weshalb die Schule billige Übernachtungsmöglichkeiten in den leerstehenden Klassenzimmern auf Feldbetten angeboten hat. Haben wir erst zufällig vor Ort erfahren… Kostensparend ist vor allem auch das frühzeitige Buchen von Flug, eventuellem Mietwagen und den Bootspassagen. Und wer die Möglichkeit hat, selbst zu kochen, zahlt im Supermarkt nicht wesentlich mehr als bei uns hier. Wer dagegen Wert legst auf Hotelübernachtungen, Essen im Restaurant oder Fastfood sowie alle sonstigen Bequemlichkeiten wie organisiertes Reisen, der sollte ein seeehr großzügiges Limit auf seiner Kreditkarte haben.

Was hat euch besonders gut gefallen bzw. nachhaltig beeindruckt?

Alles! 😊 Wirklich, ohne Spaß! Die unglaubliche Natur, die absolute Abgelegenheit, die vielfältigen arktischen Landschaften, der neugierige Polarfuchs, der uns beim Frühstück besucht hat und ganz besonders die für uns „zivilisierten“ Menschen total ungewohnte, absolute Stille.

Und ganz zum Schluss: Welche Tipps hast du für zukünftige Island-Urlauber*innen?

Wer einen Eindruck der Einsamkeit und Abgelegenheit (und damit auch der Schönheit Islands) haben will, sollte nicht unbedingt eine geführte Rundreise auf der Ringstraße machen. Zum Glück reicht es aber schon, sich nur ein wenig abseits der bekannten Touristenattraktionen zu bewegen, um sich in einer völlig anderen Welt wiederzufinden und das beeindruckende Gefühl zu spüren, auf sich gestellt und sowas wie der einzige Mensch auf der Welt zu sein.

Vielen Dank für das tolle Interview und die wunderschönen Bilder. Jetzt habe ich auch Lust auf Island bekommen. 😊

DieTrekkingtour im Detail findest du hier:

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