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Winterwandern mit Philipp

Philipps zweite Heimat ist in den Bergen: Ob Klettersteig, wandern, Trekking oder Schneeschuhlaufen: Kein Wetter hält ihn von seinem liebsten Hobby, dem Bergsport, ab. Aber auf was müssen wir achten, wenn wir im Winter in den Bergen unterwegs sind? Wir haben Philipp ein paar Fragen dazu gestellt.

 

Philipp, was fasziniert dich am Winterwandern in den Bergen besonders?

Kälte, Schnee, Einsamkeit, Lichtstimmungen – und dass man bei diesen besonderen Bedingungen trotzdem draußen sein kann.

 

Welche Vorbereitungen trifft man am besten, bevor man sich im Winter auf den Weg macht?

Eine möglichst sorgfältige (lawinensichere) Tourenplanung mit Zeitpuffer wegen der kürzeren Tageslängen mit einem Tourenziel, das zu meinem Leistungs-, Können- und Erfahrungsstand und dem aller anderen Teilnehmer passt, aktuelle Informationen über Verhältnisse vor Ort (Schneehöhe, Lawinenlagebericht, „Augenzeugenberichte“, …) einholen, die passende Ausrüstung zusammenstellen und überprüfen (z.B. ggf. LVS-Gerät prüfen, Batterie-/Ladestand der Stirnlampe kontrollieren, etc.)

 

Welche Ausrüstung ist für das Winterwandern unverzichtbar?

Auf die Witterung, das eigene Kälteempfinden und die Aktivität abgestimmte Winterkleidung ist das A und O. Dazu gehören passendes Schuhwerk, wie z.B. ein mehr als knöchelhoher, wasserdichter Trekkingschuh, warme (Merino-) Socken und generell Kleidung nach dem Zwiebel- oder Lagenprinzip. Ein feuchtigkeitsleitendes Baselayer (lang oder kurz), ein bis zwei gut isolierende Midlayer (Merino, Fleece, Primaloft, Daune, …) und ggf. eine wind- und wasserdichte Außenlage (Hardshelljacke). Untenrum empfiehlt sich eine ggf. gefütterte und winddichte Softshellhose. Außerdem eine warme Mütze (die möglichst die kompletten Ohren warmhält), winddichte Handschuhe und ein Schlauchschal leisten auch wichtige Dienste.

Wegen der kurzen Tageslänge ist zur Sicherheit auf jeden Fall auch eine Stirnlampe empfehlenswert, vor allem im Wald kann es schon ab ca. 15.30h stockdunkel werden.

Allerdings sollte man sich auch nicht zu warm anziehen, da der Körper je nach Aktivität sonst sehr schnell überhitzen kann und wenn man nassgeschwitzt Pause macht, wird es im Winter sehr schnell sehr unangenehm. Daher ist auch ein kleiner Rucksack zum Verstauen nicht genutzter Kleidungsschichten sehr hilfreich.

Eine bewährte Faustregel besagt, dass man so wenig wie möglich anziehen sollte. Ist mir beim Start der Tour leicht kalt, bin ich in Bewegung warm genug angezogen. Das sollte ich aber nach spätestens ca. 10 Minuten körperlicher Aktivität merken.

Weiter sind eine Thermosflasche mit einem warmen/heißen Getränk und schnell verfügbare Energie in Form kleiner Snacks kein Schaden.

Ist mit vereisten Stellen zu rechnen, können Grödel (überziehbare Spikes für die Schuhe) zum Retter der Tour werden.

 

Wie unterscheidet sich die Technik beim Winterwandern im Vergleich zum Wandern in wärmeren Jahreszeiten?

Eigentlich gar nicht. Zu Beachten ist aber, dass Gehen im Schnee deutlich anstrengender und kraftraubender ist und entsprechend mehr Zeit benötigt. Ist man mit Schneeschuhen unterwegs, ist die Gehtechnik natürlich eine etwas andere.

 

Welche Sicherheitsvorkehrungen sind im Winter besonders wichtig?

Gehe nach Möglichkeit nicht allein, informiere immer jemanden über deine geplante Tour, Start und voraussichtliche Endzeit, gehe bei der Tourenplanung besonders sorgfältig vor, wähle dein Tourenziel entsprechend den Witterungsverhältnissen und deinen konditionellen Fähigkeiten. Verlasse dich nicht nur auf dein Handy zur Orientierung (stark abfallende Akkuleistung bei Kälte). Rechne mit erschwerten Bedingungen (tiefer Schnee, vereiste Wegabschnitte, schneller nachlassende Energiereserven durch die Kälte, …. Sei vor allem im Wald vorsichtig bei Gefahren durch Schneebruch.

 

Wie wählst du deine Route für das Winterwandern aus? Gibt es spezielle Strecken, die du bevorzugst?

Eigentlich nicht. Erlaubt ist an Routen alles, was Spaß macht. Im Sommer vielbegangene und beliebte Wege können im Winter einsam und abgelegen wirken und deshalb besonders reizvoll sein. Besonders schön sind Wege am Wasser, wenn es länger sehr kalt ist und sich bildschöne Eisskulpturen bilden.

Beachte bei der Tourenplanung auch, dass du die Tourlänge entsprechend der kürzeren Tageszeit oder der vermehrten Schwierigkeiten deutlich kürzer planst als im Sommer.

Winterwandern in den Bergen hat natürlich einen besonderen Reiz, erfordert aber auch noch mehr spezialisierte Kenntnisse in der Tourenplanung bzgl. Lawinenlage, Gelände, Wetter, Ausrüstung usw.

 

Welche Herausforderungen sind beim Winterwandern zu beachten, die im Sommer vielleicht nicht so präsent sind?

Die Kälte und dementsprechend der höhere Energieverbrauch. Wenn noch Wind dazu kommt, kann Kälte auch schon mal zur Gefahr werden. Schnee, Eis, Kälte, Gefahr im Wald durch Schneebruch (blockierte Wege) können im Winter zu einer herausfordernden Tagesunternehmung werden.

Und ganz wichtig: Nimm immer Rücksicht auf die Tiere im Winter, die in dieser Jahreszeit sehr schnell an die Grenzen ihrer Energiereserven kommen und keinesfalls gestört werden sollten. Vor allem im Wald ist es zwingend notwendig auf bestehenden Wegen zu bleiben und nicht querfeldein zu gehen.

Hast du besondere Tipps, um sich vor Kälte zu schützen?

Siehe die dritte Frage. Ergänzen kann man evtl. noch spezielle Kälteschutzcremes fürs Gesicht oder eine Sturmhaube für sehr kalte bzw. windige Verhältnisse.

 

Wie gehst du mit unvorhersehbarem Wetter um, das in den Bergen schnell umschlagen kann?

Das sollte ich von vornherein besser vermeiden. Bei der Tourenplanung sollte man sich aber im Klaren sein, ob, wann, wie und wo ich eine Tour ggf. abbrechen oder verkürzen kann, sollte sich eine Wetteränderung abzeichnen. Noch mehr als im Sommer gilt im Winter der Grundsatz, eine Tour lieber einmal zu früh abzubrechen als ein (unumkehrbares) Mal zu spät.

 

Welche Empfehlungen hast du für Anfänger im Winterwandern?

Gehe keine Risiken ein. Schließe dich am besten einer erfahrenen Gruppe oder Person an, die dich mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützen kann. Fange mit kleinen Schritten an (eine bekannte leichte Route im Winter begehen bei verschiedenen Verhältnissen, z.B. auf Forstwegen im Wald) und steigere die Länge und den Schwierigkeitsgrad nur ganz allmählich.

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