We đź’š regional – Heute mit der Firma Tatgut

Wir freuen uns immer, uns mit regionalen und nachhaltigen Unternehmen auszutauschen. Und wenn dann auch noch die Chemie stimmt und sogar eine kleine Kooperation zustande kommt, dann ist das ein doppelter Gewinn.

Dieses Mal haben wir Patrick von Tatgut in Laimnau besucht. Tatgut ist eine Initiative, die sich fĂĽr den Erhalt alter, samenfester Sorten einsetzt. Patrick hat uns in die faszinierende Welt des Saatguts mitgenommen und dabei so viel Wissen vermittelt, dass wir aus dem Staunen kaum herauskamen.

Die vergessenen Schätze der Landwirtschaft

Wusstet ihr eigentlich, dass die Kerbelrübe das liebste Gemüse von Goethe war? Eine kleine, stumpfe Möhre mit hellbrauner Schale und weißem Inneren, die nach Marone schmeckt. Heute ist sie fast in Vergessenheit geraten – und genau das ist das Problem. Viele alte und regionale Gemüsesorten verschwinden nach und nach von unseren Tellern. Und mit ihnen geht auch wertvolles Wissen verloren.

Genau hier setzt Tatgut an. Die Initiative bewahrt nicht nur seltene Sorten, sondern sorgt auch dafür, dass sie wieder zurück in unsere Gärten kommen. Der Fokus liegt auf nachbaufähigem, samenfestem Saatgut, das nicht nur geschmacklich überzeugt, sondern auch durch seine Robustheit besticht. Und das ist dringend nötig, denn in der modernen Landwirtschaft geht Vielfalt oft zugunsten von Einheitlichkeit und Ertrag verloren.

Vom Geowissenschaftler zum Saatgut-Retter

Patricks Weg zum Saatgut war nicht vorhersehbar. Nach seinem Geoökologie-Studium unternahm er 2015/16 eine Indien-Radtour, die von Vaude gesponsert wurde. Diese Reise brachte ihn in Kontakt mit nachhaltiger Landwirtschaft und der Bedeutung von Saatgutvielfalt. Von dort war es nur noch ein kleiner Schritt von der Ökologie hin zur Agrarwissenschaft und seinem Masterstudiengang in Saatguttechnologie und Pflanzenzüchtung – und damit zu seiner großen Leidenschaft.

Heute betreut er 14 Vermehrungsäcker, auf denen er seltene Sorten anbaut, um sie zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um Vielfalt auf dem Teller, sondern auch um Biodiversität in der Natur. Denn jede Pflanze ist auch ein Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere. Besonders Bohnen spielen hier eine Rolle: Sie verbessern nicht nur den Boden, sondern sind auch eine wichtige Proteinquelle.

Saatgut als Kulturgut: Die Schwabenbohne und der Saatgutverleih

Patrick setzt sich gezielt für den Erhalt von Regionalsorten ein – wie zum Beispiel die Schwabenbohne. Eine fast vergessene Bohne, die früher in der Region weit verbreitet war. Neben dem Anbau liegt ihm aber vor allem die Weitergabe von Wissen am Herzen. Deshalb hält er regelmäßig Vorträge und bietet Bildungsangebote an und engagiert sich im Genbänkle, dem Netzwerk für Sortenrettung und -erhaltung in Baden-Württemberg. Weltweit gelten über 75 Prozent der Gemüsesorten als verloren oder ausgestorben, und auch in Baden-Württemberg ist das der Fall. Deshalb ist der Sortendetektiv Patrick Kaiser aktiv auf der Suche nach alten Gemüsesorten aus der Region, die historisch in heimischen Gärten angebaut wurden und bis heute weiter kultiviert wurden. Die Geschichte dieser Sorten wird dokumentiert, und das Saatgut wird im Netzwerk Genbänkle gesichert. Viele der bereits entdeckten Sorten wurden über Generationen in Haus- und Hofgärten genutzt und konnten sich so an die regionalen Bedingungen anpassen. Wer noch Wissen oder sogar Samen zu einer alten Familien- oder regionalen Sorte hat, kann mit Patrick Kaiser Kontakt aufnehmen und mehr erfahren. Ziel ist es, die alten Sorten mit ihren unterschiedlichen Farben, Formen und facettenreichem Geschmack wieder in die Gärten zu bringen.

Ein besonderes Herzensprojekt ist der Saatgutverleih in Tettnang, der in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Tettnang und der Anlaufstelle für Bürgerengagement entstanden ist. Die Idee ist einfach: Interessierte können sich im Frühjahr Samen ausleihen, sie in ihrem Garten oder auf dem Balkon anbauen und am Ende der Saison neues Saatgut zurückbringen. Inzwischen nehmen zwischen 100 und 150 Menschen jährlich daran teil – und das Projekt trägt sich mittlerweile sogar selbst.

Patrick hat uns erzählt, dass er im Rahmen des Blühenden Landkreises Ravensburg mittlerweile über 10.000 Haushalte mit Saatgut versorgt hat. In seinem Keller lagern rund 3.000 Sorten, die darauf warten, weitervermehrt zu werden. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass wir im Supermarkt oft nur eine Handvoll Sorten zur Auswahl haben.

Ein spannender Fakt: Hülsenfrüchte wie zum Beispiel Bohnen spielen eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft, weil sie Stickstoff in den Boden zurückbringen. Das geschieht durch eine natürliche Symbiose mit bestimmten Bakterien, die an den Wurzeln der Pflanzen leben. So können sie ganz ohne chemischen Dünger den Boden fruchtbarer machen – ein echter Gewinn für die nachhaltige Landwirtschaft.

Trefft Patrick bei uns im Fabrikverkauf!

Wer mehr über Saatgutvielfalt, Biodiversität und nachhaltigen Anbau erfahren möchte, hat am 22. März die Gelegenheit dazu! Patrick ist an diesem Tag auf unserer Aktionsfläche im Fabrikverkauf zu Gast. Neben spannenden Gesprächen bringt er auch eine riesige Auswahl an Saatgut mit: 400 verschiedene Tütchen voller Gemüse, Kräuter und Blumen warten darauf, in euren Gärten und auf euren Balkonen zu wachsen.

Lasst euch inspirieren und taucht mit uns ein in die faszinierende Welt des Saatguts! Wir freuen uns auf euch.

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